Miriam Hamann – Artist in Residence
Miriam Hamann über die Schwerpunkte ihrer künstlerischen Arbeit…
In meinen skulpturalen und installativen Arbeiten beschäftige ich mich viel mit naturwissenschaftlichen Phänomenen sowie mit der Frage, wie unsere Realität strukturiert ist. Welche Ordnungssysteme haben wir uns auferlegt und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse bringen uns einem Verständnis der Welt näher?
Die Faszination an mathematischen und physikalischen Grundlagen etwa als Basis von Architektur, Geodäsie und Astronomie und deren direkte Auswirkungen auf unseren Alltag und unsere Umgebung ist zentrales Thema vieler meiner künstlerischen Auseinandersetzungen.
So etwa habe ich bereits einige Arbeiten zum Thema Zeit realisiert, bei denen ich sowohl das normative Zeitkonzept hinterfrage als auch erforsche, wie uns zeitliche technische Phänomene in unserem Alltag begegnen und wie viel wir davon eigentlich bewusst wahrnehmen.
Momentan befasse ich mich vor allem mit dem Thema Vermessung, zu dem ich auch während meines Atelieraufenthaltes im Salzamt neue Arbeiten realisieren werde.
Neben der wissenschaftlichen Komponente zur Erfassung unserer Realität ist auch die Beobachtung meiner jeweiligen Umgebung zentraler Bestandteil meiner künstlerischen Prozesse. Dabei geht es mir vor allem um jene Dinge, die wir oft nicht beachten und doch essenzielle Bestandteile unserer Lebensbereiche sind. Die skulpturale Objekthaftigkeit alltäglicher Gegenstände spielt hier ebenso eine Rolle wie die immateriellen Materialien Klang und Licht.
Meine Arbeiten zu naturwissenschaftlichen Phänomenen sind sehr oft recherchebasiert. Das bedeutet, dass ich mich – vor allem in der Auseinandersetzung mit oft komplexeren Themen – in einen vorerst oft theoretischen Arbeitsprozess begebe. Über diesen erarbeite ich dann meist das Formale und entscheide, welche Materialien bzw. welche Präsentationsform konzeptuell am besten dem Inhalt entsprechen. Andere Prozesse wiederum laufen komplett konträr ab, etwa wenn ich mit bestimmten Alltagsgegenständen oder -materialien arbeite. Allen Prozessen gemeinsam ist jedoch immer mein Interesse an der Verbindung solider Materialien wie etwa Stahl oder Beton mit dem Immateriellen.
Im Rahmen meiner Residency im Atelierhaus Salzamt werde ich meine aktuelle Recherche zum Thema Vermessung intensivieren und neue Arbeiten entwickeln bzw. realisieren. Darüber hinaus bereite ich gerade meine bevorstehende Einzelausstellung im Kunstraum Memphis in Linz vor, die unter dem Titel „On Moving Spheres“ die beiden Themen Vermessung und Zeit vereint und Ende November eröffnet wird.
Da ich in den letzten Jahren viel im Ausland gelebt und gearbeitet habe, freut es mich, als gebürtige Linzerin meine Heimatstadt während meiner Residency-Zeit wieder neu zu erkunden, Inspiration für meine Arbeit zu finden, mein Netzwerk zu erweitern und potenzielle Kooperationspartner:innen für zukünftige Projekte kennenzulernen.