Maxi Wagner – Artist in Residence
October – November 2023
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Maxi Wagners Schaffen im Rahmen der Atelierhaus Salzamt Residenz zeigt sich als umfangreich und vielfältig.
Für „Radierungs Restaurierung“ wird mit einer Lacksprühdose eine beliebige Form oder Struktur, relativ willkürlich auf die weiße Oberfläche gesprüht. Später wird auf ihr mit Bleistift versucht, eine Form, einen Gegenstand oder eine organische Lebensform sichtbar zu machen. Das funktioniert ähnlich wie das Prinzip der Pareidolie, wenn Dinge z.B. in Wolken wiedererkannt werden. Wenn eine Form erkannt wird, wird sie mit dem Bleistift erkenntlich gemacht. Sobald dies geschehen ist wird die Zeichnung wieder komplett und gründlich mit einem passenden Radiergummi entfernt. Dass es ein passender Radiergummi sein muss, begründet sich aus dem nächsten Arbeitsschritt. Es ist erstrebenswert, dass die Radiergummireste zahlreich und interessant, in den meisten Fällen konisch entstehen.
Im letzten Arbeitsschritt werden alle entstandenen Restpartikel, deren Zahl geht in die Tausende, fein säuberlich mit einem 5-6 B Bleistift kopiert und bei Bedarf auch vervielfältigt.
Für die ca. 9-Minütige Performance „Kunst mi am Arsch lecken“ versucht Maxi Wagner sich selbst Mittels seiner Zunge zu bemalen. Er trägt die Farbe zunächst auf seine Zunge auf und versucht 7-9 Minuten lang jede Stelle seines Körpers mit der Zunge zu erreichen und diese mit Farbe zu bedecken. Es ist eine anstrengende Arbeit, nicht nur um die vom Mund aus schwierig zu erreichenden Stellen mit der Zunge zu erreichen, sondern auch sich zu beherrschen eine große Menge bitterer Farbe auf der Zunge über längere Zeit zu spüren und zu schmecken. Die Performance wurde an drei verschiedenen Tagen wiederholt und gefilmt. Sie endet jedes Mal in dem Moment, als für den Performer klar wird, dass er keine Stelle mehr an seinem Körper mit Farbe „belecken“ kann.
Im Zentrum seiner Arbeit steht auch bei der Videoperformance „Not my type of lipstick“ Maxi Wagner selbst. Maxi Wagner setzt sich vor eine Kamera, streckt seine Zunge heraus und lässt diese hängen. Dann beginnt er mit einem Pinsel und schwarzer Acrylfarbe seine Oberlippe zu bemalen. Auch die ‚Unterlippe‘, also die herausgestreckte und herabhängende Zunge wird komplett schwarz bemalt und in das optische Bild eines schwarzen Kussmundes eingefügt. Zuckend und sich wehrend erkennt der/die Betrachter*in wie die Zunge wohl unter dem Geschmack der Farbe leicht zu leiden scheint. Das Gesicht des Performers bleibt ruhig und konzentriert. Das Werk wird fortgesetzt und die Lippen umrandet, solange bis die Formen von Ober-und Unterlippe unrealistisch und absurd groß sind. Als das Lippenmake-Up beendet ist, wird sogleich mit Abschminkcreme versucht alles ungeschehen zu machen. Dabei wird noch einmal deutlich, dass während der ganzen Prozedur die Zunge weit ausgestreckt nach unten hängt. Sie wird mit Klopapier und Creme geschrubbt und geputzt. Sobald das Gesicht wieder sauber zu sein scheint, endet die Performance.
Im Rahmen von „Tatort Linz“ beschäftigt sich Maxi Wagner mit dem beliebten deutschen Fernsehformat. Der Künstler hinterfragt die andauernde Popularität des Formates und überlegt Zusammenhänge mit der NS-Diktatur in Deutschland. Es tauchen Fragen zu Vertrauensverlust in die Justiz, Schuld und Geschichtsaufarbeitung auf. Als Stellungnahme wird der Beginn des selbstverfassten Drehbuches für ‚Tatort München‘ auf einen stillgelegten Kachelofen im Salzamt geschrieben. Mit dieser Niederschrift posiert der Künstler, gekleidet als weiße Braut, für Fotografien und stellt so wiederum Fragen nach Verbundenheit, Treue oder Individualität.
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Maxi Wagner’s work as part of the Atelierhaus Salzamt residency is extensive and diverse.
For “Etching Restoration”, an arbitrary form or structure is sprayed relatively randomly onto the white surface using a paint spray can. Later, an attempt is made with a pencil to make a shape, an object or an organic life form visible. This works in a similar way to the principle of pareidolia, when things are recognized in clouds, for example. When a shape is recognized, it is made recognizable with a pencil. As soon as this is done, the drawing is completely and thoroughly removed with a suitable eraser. The fact that it has to be a suitable eraser is explained in the next step. It is desirable that the eraser residues are numerous and interesting, in most cases conical. In the final step, all the remaining particles, which number in the thousands, are neatly copied with a 5-6 B pencil and, if necessary, duplicated.
For the approx. 9-minute performance “Kunst mi am Arsch lecken”, Maxi Wagner attempts to paint himself using his tongue. He first applies the paint to his tongue and tries for 7-9 minutes to reach every part of his body with his tongue and cover it with paint. It is exhausting work, not only to reach the hard-to-reach places with the tongue, but also to control oneself to feel and taste a large amount of bitter color on the tongue for a long time. The performance was repeated and filmed on three different days. It ends each time at the moment when the performer realizes that he can no longer “lick” any part of his body with paint.
Maxi Wagner himself is also at the center of his work in the video performance “Not my type of lipstick”. Maxi Wagner sits down in front of a camera, sticks out his tongue and leaves it hanging. He then begins to paint his upper lip with a brush and black acrylic paint. The ‘lower lip’, i.e. the tongue that sticks out and hangs down, is also painted completely black and inserted into the visual image of a black kissing mouth. Twitching and struggling, the viewer can see how the tongue seems to suffer slightly from the taste of the paint. The performer’s face remains calm and concentrated. The work continues and the lips are outlined until the shapes of the upper and lower lip are unrealistically and absurdly large. When the lip make-up is finished, an attempt is immediately made to undo everything with make-up remover. It becomes clear once again that during the whole procedure, the tongue hangs far outstretched downwards. It is scrubbed and cleaned with toilet paper and cream. As soon as the face appears to be clean again, the performance ends.
As part of “Tatort Linz”, Maxi Wagner explores the popular German television format. The artist questions the enduring popularity of the format and considers connections with the Nazi regime in Germany. Questions arise about the loss of trust in the justice system, guilt and coming to terms with history. As a statement, the beginning of the self-written script for ‘Tatort München’ is written on a disused tiled stove in the Salzamt. The artist, dressed as a white bride, poses for photographs with this script, again posing questions about bonds, fidelity and individuality.