Kollektiv Potato Publishing – zu Gast im Atelierhaus Salzamt

 

Für den Zeitraum von 2 Monaten verlegt das Linzer Kollektiv Potato Publishing seine Druckwerkstatt sowie die offen zugängliche Zine Bibliothek und seinen kleinen Gemischtwarenladen in den Ausstellungsraum des Atelierhaus Salzamt.

 

POPU ZINE CLUB ist eine temporäre künstlerische, kulturelle und soziale Intervention.

POPU ZINE CLUB ist ein Gegenentwurf zum klassischen „White Cube“-Ausstellungsformat. Anstelle von fertigen Arbeiten, deren Autor*innenschaft eindeutig zuordenbar ist, steht hier der Prozess im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein Besuch des POPU ZINE CLUB bietet die Gelegenheit kreative Arbeits- und Entstehungsprozesse zu erleben und selbst tätig zu werden. Dafür stehen unterschiedlichste Mittel zur Verfügung: diverse Drucker, ein A3 Scanner, Zeichentische und -materialien, Schneidemaschinen, Heft-, Binde- und Falt-Werkzeuge, eine Nähmaschine usw.

Herzstück der Werkstatt sind die beiden vorhandenen Risographen. Die niederschwellige Drucktechnik der Risographie, hierbei handelt es sich um ein maschinelles Kopierverfahren, bedarf keiner tieferen handwerklichen Vorkenntnisse und bietet aufgrund der verfügbaren Farben eine breite Möglichkeit der kreativen Umsetzung von Drucksachen. Die entstehenden Druckerzeugnisse fließen direkt in Archiv, Shop und Bibliothek ein. Letztere besteht, abgesehen von den in der Werkstatt produzierten Zines, auch aus individuellen Sammlungen und Spenden. Die Präsentationsform der Zines entspricht mehr der einer Ausstellung als einer Bibliothek. Anstelle der Aufbewahrung in Regalen nach einem Ordnungssystem sind die ausgestellten Zines willkürlich angeordnet und mit ihrem Cover zu sehen. Jedes dieser Kunstwerke darf und soll in die Hand genommen und gelesen werden können.

 

Internationaler Austausch – Internationale Gäste im Atelierhaus Salzamt

POPU ZINE CLUB als Ausstellung verstanden, kann als Versuch einer lebendigen Repräsentation einer Subkultur und ihrer Kulturtechniken betrachtet werden.

Ein wichtiger Aspekt dieser Selfpublishing Kultur ist der Austausch mit anderen Proponenten dieser international vernetzten Szene. Dieser findet für gewöhnlich im Rahmen von Festivals und sogenannten Zine Fairs statt.  POPU ZINE CLUB geht hier (mitunter auch Pandemie bedingt) einen eigenen Weg. Im Rahmen von zweiwöchigen Residencies sind 3 verschiedene Druck- und Selfpublishing Kollektive eingeladen, nach Linz zu kommen und gemeinsam mit dem Linzer Kollektiv zu arbeiten:

Matrijaršija (Belgrad, Serbien): Siebdruck, Plakatgestaltung und Zines, Organisator*innen des Nova Doba – Festival for non-aligned Comics

Evil Quartet of Death (Athen, Griechenland): Risographie und Zines, Gestaltung, Produktion und Distribution

Döner Club (Bologna, Italien): Comic- und Selfpublishing Kollektiv

 

Zum Namen POPU ZINE CLUB:

POPU steht für das Linzer Riso-Druck und Selfpublishing Kollektiv Potato Publishing.

Der Begriff Zine kommt ursprünglich vom Fanzine und wird heute verwendet, um unterschiedliche Formen mehrseitiger Druckwerke, zumeist kleine Bücher in Heft-Form, die in Eigenproduktion hergestellt wurden, zu beschreiben.

Zine Club ist einerseits eine Referenz an die Zine Clubs der achtziger Jahre im angloamerikanischen Raum. Zum anderen findet der Begriff Club aktuell rege Verwendung in der künstlerischen Selfpublishing Szene. Der Begriff Club mag elitär anmuten, das passende Pendant im deutschen Sprachraum wäre allerdings eher der Hobbyverein.

 

Text: Michael Oskar Wlaschitz

Fotos: Potato Publishing (Raphael Bella, Sarah Maria Schmidt, Michael Oskar Wlaschitz)