Sarah Bildstein – Artist in Residence

Foto: Chromatographie auf der Fensterbank im Atelier Salzamt, Sarah Bildstein, Linz 2021

 

Sarah Bildstein über ihr vielfältiges Werk…

Ich glaube ohne es zu bemerken, hat das Reisen auch bei mir eine sehr große Rolle gespielt in meinen Arbeiten bisher. Zwar habe ich mich nicht vordergründig damit beschäftigt, aber gerade weil es nicht mehr so einfach ist, fällt mir das jetzt vielleicht auf. Es haben mich immer viele äußerliche Dinge und Umstände beeinflusst, die ich mit meiner inneren Ausrichtung abgleiche. An neuen Orten entdeckt man ja viel um einen herum und gleichzeitig ist man auf sich zurückgeworfen, was ich in den Arbeiten dann integriere. In den letzten Jahren bin ich auch oft umgezogen, daher bin ich auch relativ flexibel geworden, zum Beispiel, wenn ein bestimmtes Material einmal nicht so zu bekommen war wie gedacht und geplant, wie gerade jetzt im Lockdown hier in Österreich.

Seit ein paar Jahren habe ich mich wieder mehr der Malerei zugewandt, weil mich interessiert, wie sich die Bedingungen, die mit den Materialien, die ich verwende oder zur Verfügung habe, ändern. Das ist nicht immer sehr systematisch, weil dabei immer und kontinuierlich viel Zufälliges passiert. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, aber in den Bildern schaue ich, dass ich damit zur Ruhe komme und den Punkt finde, an dem sich dieser ganze Prozess reduziert und zum Stillstand kommt. Das lässt einen dann später wieder in neue Bilderwelten eintauchen. Die einzelnen Arbeiten sind dann oft ein Resultat, das ich auf dem Weg ihres Entstehungsprozesses genauso wenig kenne, wie die Landschaft auf einer Reise, die man zum ersten Mal durchquert.

 

Schwerpunkte ihrer künstlerischen Arbeit…

Vergangenes Jahr habe ich eine größere Serie (100 Spectres) abgeschlossen, die sich mit dem Thema Wasser als Material und Thema beschäftigte. Es sind 100 Wasserproben gesammelt und analysiert worden, die ich dann als Chromatographien umgesetzt habe. Die Zusammensetzung des Wassers war sehr unterschiedlich und damit das alles funktioniert, war es sehr wichtig, dass die Farben und das Papier, usw. auch bestimmte Eigenschaften hatten. Für mich war es spannend, das alles herauszufinden. Es ist aber auch ein ständiges Suchen und genaues Beobachten wie alles zusammen funktioniert.

Im Atelier experimentiere ich im Moment mit Materialien, die ich vor Ort in Linz finde und Maltechniken und Papier aus Japan, wo ich seit 2020 lebe und mich vor Ort mit der traditionellen japanischen Malerei (Nihonga) auseinandersetze. Gegenüber der westlichen Malerei mit Ölfarben und Aquarellfarben wird mit Mineralpigmente und Leim als Bindemittel (Nikawa) gearbeitet und die Bilder auf Bildformaten wie die Hängerolle und Faltenschirm gerahmt. Das Bildformat ist für mich hier in Österreich auch eine ständige Frage, weil ja alles wieder in den Koffer passen sollte, wenn ich weiterreise.

SARAH BILDSTEIN