Stefan Tiefengraber – 2 Jahre Local Artist im Atelierhaus Salzamt

 

Stefan Tiefengraber war bis zum Jänner 2020 für 2 Jahre Local Artist im Atelierhaus Salzamt – hier schreibt er über seine Erfahrungen
Stefan Tiefengraber konzentriert sich in seiner künstlerischen Arbeit auf Audio-Video Noise Performances und kinetische Installationen. In beiden Bereichen setzt er sich mit der Funktion der verwendeten Maschinen und Geräte, die Bestandteil der Arbeiten sind, auseinander. Dazu kommen auch Themen, die ihn interessieren und Einflüsse aus seinen Auslandsaufenthalten, wie zum Beispiel bei den Arbeiten ppang / , rotating lights und noise #1 welche beide in und zu Korea entstanden sind.

 

Wie hat sich seine künstlerische Arbeit in den 2 Jahren entwickelt? Was waren wichtige Meilensteine in dieser Zeit?
Das ist für mich selbst schwer zu beurteilen. Ich denke, das müsste eher jemand mit einem Blick von „außen“ machen. Auch sind zwei Jahre eine kurze Zeit um Entwicklungen aufzuzeigen. Allerdings sind in der Zeit im Salzamt fünf neue Installationen und drei neue Performance Projekte entstanden. Die meisten Ideen für diese Arbeiten sind schon vorher da gewesen. Einflüsse, die das Salzamt in meine Arbeiten hat, werden sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Für mich ist das immer ein längerer Prozess, da ich aufgenommene Erfahrungen erst über einen längeren Zeitraum verarbeite bis sie sich dann auch in künstlerischen Arbeiten wiederfinden lassen.

In den zwei Jahren während ich im Salzamt das Atelier hatte, konnte ich meine Arbeiten in diversen Ausstellungen oder bei Konzerten zeigen. Auch freue ich mich über drei gewonnene Preise in dieser Zeit, wie den lab.30 Award 2018 in Augsburg, den Energie AG Kunstunipreis 2018 und den Bewerb #HelloIam 2018 des österreichischen Kulturforums in Washington D.C., wo ich auch im Mai 2020 eine Ausstellung haben werde.

 

Was waren Highlights in dieser Zeit?
Ein Highlight war sicher das Projekt Skana/Klang, welches ich mit dem Künstler David Liftinger umsetzen konnte. Ein Austauschprojekt mit einer Gruppe KünstlerInnen in Lettland und Linz. Im August 2018 waren wir zu Gast in Riga für eine Ausstellung und eine anschließende Konzert-Tour durch Lettland. Im darauffolgenden Oktober waren die KünstlerInnen zu Gast in Linz. Eine Künstlerin konnte mit der Unterstützung des Atelierhaus Salzamt durch einen verlängerten Aufenthalt vor Ort eine neue Arbeit entwickeln. Am Eröffnungsabend wurden Performances im Tresor Linz gezeigt und mit einer Transition Performance eine Überleitung zum Salzamt geschaffen, wo die Ausstellung stattfand. Da sich alle gezeigten Arbeiten mit Klang beschäftigten, haben wir in der Ausstellung für die Inszenierung eine sequenzielle Abfolge der Installationen umgesetzt. So wurde mit Licht und Klang jeweils nur eine Arbeit in den Fokus gerückt.

 

Wie war der künstlerische Alltag im Salzamt?
Das war ganz unterschiedlich und abhängig davon, ob ich Ausstellungen oder Projekt vorzubereiten hatte oder ohne Zeitdruck experimentierte und entwickelte. Es gab sehr intensive Zeiten, in denen ich von früh bis spät im Atelier gearbeitet habe. Sehr angenehm war auch der Austausch mit meinem Atelierkollegen Sebastian Six, mit dem ich den Raum teilte.

 

Was hat es für dich bedeutet, ein Atelier im Salzamt zu benutzen?
Ich war sehr froh, das erste Mal in einem, zwar temporären, aber doch über länger Zeit, ausreichend großen Atelier zu arbeiten und zu experimentieren. Hier konnte ich Testaufbauten machen, mein Material lagern und auch größere Installationen entwickeln.

 Das Salzamt hat für mich eine sehr große Bedeutung, da hier lokale KünstlerInnen zusammenkommen und ihnen Platz zum Arbeiten zur Verfügung gestellt wird. Aber noch viel wichtiger ist, dass internationalen Kunstschaffenden die Möglichkeit für einen Residency Aufenthalt in der Stadt geboten wird. Dies schafft eine Situation von der alle profitieren können. Man lernt laufend interessante KünstlerInnen aus aller Welt kennen und es ist auch möglich Einblick in die Arbeit lokaler KünstlerInnen zu bekommen. Auch finde ich es spannend, dass hier unterschiedlichste Arbeitsweisen und Themen aufeinandertreffen. Einerseits ist es leicht, sich mit anderen auszutauschen und gemeinsam Zeit zu verbringen, andererseits ist es auch wiederum möglich, zurückgezogen und in Ruhe zu arbeiten.

Ich konnte mich in vollem Umfang meiner künstlerischen Tätigkeit widmen. Ein Atelier im Salzamt zu haben, hat bedeutet, genügend Platz zu haben und neue Arbeiten zu entwickeln. Auch war es wichtig, sicher sein zu können, für zwei Jahre den selben Ort zu benützen, ohne der Sorge, laufend nach neuen Räumlichkeiten suchen zu müssen.

Natürlich bin ich traurig, diesen tollen Ort verlassen zu müssen, aber es freut mich dafür umso mehr, dass es diesen Ort noch gibt und die nächste Gruppe KünstlerInnen ihn nutzen kann. Ich finde diese Form der Unterstützung für junge Kunstschaffende sehr wichtig und hoffe auf einen langen Fortbestand dieser Institution.
 

Welche Pläne hast du?
Im Februar 2020 beziehe ich mein neues Atelier und danach geht es gleich an die Planung von anstehenden Ausstellungen und Konzerten, wie z. B. im Mai in Washington D.C.. Natürlich, wie schon bisher, wird mein Alltag neben dem Schaffen neuer Arbeiten auch sehr vom Schreiben von Einreichungen für Residencies, Ausstellungen und Stipendien geprägt sein. Ich werde mich auch weiterhin im Tresor Linz engagieren, wo ich in den letzten Jahren Klangkunst Konzerte organisiert habe und beim Aufbau des Vereins und der Räumlichkeit mitgewirkt habe.

 

mehr über Stefan Tiefengraber
www.stefantiefengraber.com

vimeo:
https://vimeo.com/stefantiefengraber

youtube:
https://www.youtube.com/channel/UCjRBY9k3YADPLkWm9bNiW7Q

photo credits
photo credits no1: Tom Mesic
photo credits no2: Philipp Greindl
photo credits no3: Florian Voggeneder
photo credits no4-7: Stefan Tiefengraber