Klara Kohler & Franz Frauenlob im Schloss Plüschow
Klara Kohler: Holzschnitte – Videoarbeit
Für meinen Atelieraufenthalt habe ich mir die Endausfertigung aller beschnitzten Holzplatten aus der Serie ‘Berg Bubu’ (Holzschnitte, 30 x 40cm) vorgenommen und einen der neueren Entwürfe ( 100 x 70 cm) zu verwirklichen.
Die Arbeit an meinem druckgraphischen Werk ist seit der Geburt meines Sohnes Julian zwar gut vorangekommen, die Endausfertigung ist jedoch im Rahmen eines Atelieraufenthaltes leichter zu bewältigen, da wir uns die Arbeitsphasen gut einteilen konnten.
Franz Frauenlob: Zeichnungen – Fotographie – Videoarbeit
Julian und ich haben täglich gezeichnet, genauer gesagt gekritzelt. Er hat es genossen, auf meinem Schoß sitzend, die mitgebrachten Stifte kennenzulernen und auszuprobieren.
In einem zweiten Schritt habe ich die Kritzeleien meines Sohnes weiterbearbeitet, wobei es mir darum ging, dem bunten Liniengewirr durch Hervorhebung und Hinzufügung Struktur zu verleihen und Objekthaftes sichtbar zu machen. Auf diesem Wege ist eine kleine Serie von 30 Zeichnungen (Format A5) entstanden.Einige dieser Zeichnungen haben wir dann im Badezimmer, das wir mit unserer amerikanischen Kollegin Michele teilten, aufgehängt.
Ein weiteres Thema im gemeinsamen Alltag war das Spiel mit den Legobausteinen, genauer gesagt handelte es sich um die größeren Exemplare, die Duplos. Hier stellte sich mein Vorsatz des gemeinsamen Bauens als doch reichlich verfrüht heraus. Julian findet mehr Interesse an der Dekonstruktion. Schnell sind die von mir zusammengefügten Steine wieder aufgelöst und in eine Ecke geschleudert. Aber auch dieses Spiel läßt sich lange treiben, bis zu dem Augenblick, wo er mir plötzlich die Steine zureicht, einen nach dem Anderen und ich im schnellen Rhythmus vor seinen Augen etwas zusammenstelle, das wenigstens für die Dauer der
gemeinsamen Tätigkeit Interesse hervorruft. Die kleinen Bauwerke habe ich fotographisch dokumentiert, um diese dann in einem weiteren Schritt durchaus architektonisch zu betrachten und zeichnerisch weiter zu entwickeln. Ursprünglich war es mein Vorhaben, jedes dieser Legoobjekte zeichnerisch in eine tatsächlich
baubare Form, als belebbares Haus oder begehbare Skulptur zu bringen. Dieser Plan war war jedoch zu weit gegriffen. Objekt I, als Haus mit gut 100 m² Wohnfläche und einer Werkstätten- oder Studiomöglichkeit im Erdgeschoß hat die zur Verfügung stehende Planungszeit zur Gänze beansprucht. Es sind 8 Freihandskizzen, koloriert (Format A4) entstanden.
Eine weitere Arbeit, die Klara und ich gemeinsam betrieben haben, bezieht sich auf das Atelierhaus Schloss Plüschow selbst, dass uns sehr beeindruckt hat. Wir waren spät und nach langer Fahrt dort angekommen und mussten den Leiter des Atelierhauses, Udo Rathke anläuten, um uns in aller Schnelle ins Haus einzuführen.
Beim Eintreten waren wir extrem beeindruckt von der Atmosphäre des Stiegenhauses. Wir waren in einen Raum eingetreten, indem sich Geschichte nicht allein durch die architektonische Ausprägung, sondern insbesondere durch eine sprichwörtlich greifbar gewordene Stille Präsenz verschafft zu haben schien.
Nachdem ich die wichtigsten Dinge nach oben in unser neues Domizil verfrachtet hatte, war ich noch eine Weile unten auf der Treppe sitzen geblieben, wohl wissend, dass sobald wir Teil des Lebens in diesem Haus geworden sind, eine derart ausgeprägte Empfindung der Örtlichkeit nicht mehr möglich sein würde.
Unsere Videoarbeit bezieht sich auf diesen ersten Moment im Stiegenhaus und auf das in den darauffolgenden Tagen und Wochen sich entwickelnde Leben, das sehr von den täglich stattfindenden Stiegenhausaufenthalten mit Julian geprägt war. Er fand großen Gefallen an den von langer Benutzung gerundeten Bodenbrettern. Stiegen steigen ist jetzt seine liebste Sportart. Wir haben da Ball gespielt und
Luftballone runterschweben lassen. Sein Gebrabbel und Gequietsche hat das Haus sicherlich ungewöhnlich belebt.
In 6 Abschnitten konnten wir gut ein Stunde Film- und Tonmaterial sammeln. Über unser Konzept wird erst zu reden sein, wenn die Schneidearbeit und Tonmeisterei geschafft ist. Vorerst Videostills und fotographische Annäherungen.
Neben unseren Aktivitäten im Haus war die Erkundung des näheren und weiteren Umfeldes wesentlicher Teil unseres Aufenthaltes. Wir unternahmen ausgedehnte Wanderungen, z. T. auch mit vom Haus bereitgestellten Fahrrädern und besuchten drei umliegende Städte: Wismar, Lübeck und Schwerin.
Die dabei entstandenen Fotografien geben einerseits Auskunft über unsere Faszination für landschaftliche Gegebenheiten und spiegelt andererseits unser Interesse für Architektur wider.
Wir möchten uns bei der Stadt Linz und im Besonderen bei Mag. Holger Jagersberger für die Gewährung des Auslandsstipendiums bedanken.
Beste Grüße und Dank auch an die Leitung und sämtliche Mitarbeiter des Atelierhauses Plüschow für die freundliche Aufnahme.
Klara und Franz