Barbara Knoglinger-Janoth

Die Künstlerin Barbara Knoglinger-Janoth verbrachte im Frühjahr dieses Jahres zwei Monate im Atelierhaus Salzamt. Während dieser Zeit war sie sehr aktiv, wie man aus ihrem folgenden Bericht entnehmen kann:


Arbeitsbericht Projekt: HEIMSPIEL

Barbara Knoglinger-Janoth, Mai – Juni 2012, Atelierhaus Salzamt Linz

Für meinen zweimonatigen Arbeitsaufenthalt in Linz hatte ich mir viel vorgenommen. All die Lieblingsplätze in der Heimat, die mir wichtig waren und sind, wollte ich aufsuchen und mich davon inspirieren lassen. Nach zehnjährigem Leben in Deutschland wieder einmal länger in Österreich zu sein und dann auch noch hier malen zu dürfen, war für mich ein großes Geschenk. Ich tauchte ein in die Stadt Linz, die ich jetzt erst so richtig kennenlernte, machte Ausflüge ins Salzkammergut, an die Donau und ihre Auen, stieg auf Almen und besuchte zahllose Veranstaltungen. Immer hatte ich die Kamera dabei und meine Arbeit bestand in der ersten Zeit vorwiegend aus Fotografieren und dem Bearbeiten der Bilder am Computer.

Die Ortsveränderung, das fantastische Atelier mit seiner direkten Lage an der Donau, dieser Freiraum ohne irgendwelche anderen Verpflichtungen schufen für mich erst die Möglichkeit für konzentriertes Arbeiten, für Experimentieren und große Produktivität. Ich wusste natürlich nicht, was mich vor Ort erwarten würde, was für meine Arbeit interessant oder auch neu sein könnte und ließ mich darauf ein. So entstanden etwa sehr viele Fotoarbeiten über Linz, ein Großteil davon von meinem Atelierfenster aus aufgenommen, zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei jeder Witterung.

Andere Vorhaben, wie zum Beispiel die Besteigung einiger Berge im Salzkammergut, waren aufgrund der noch hohen Schneelage nicht möglich und so blieb ich im Tal oder auf Almhöhe. Meine Besuche bei den Stahlwerken, einmal entlang der Donau und einmal von der Stadt aus, brachten auch nicht viel, da die Lichtverhältnisse jedes Mal nicht ideal waren.

Aber ich konnte mich einlassen auf die Seenlandschaft des Attersees – rosenroter Blütenrausch und türkisblaues Wasser – die Erkundung der Auen entlang der Donau (mit dem vom Salzamt zur Verfügung gestellten Fahrrad) – Auenlandschaft im Wasser versunken – und die weißen Wände und Wasser der Kalkberge.

Bei meinen Wanderungen auf verschiedene Almen geriet ich oft auch in volkstümliche Veranstaltungen, was dann ebenfalls Eingang in meine Arbeit hatte. Und natürlich immer wieder Linz – im Vergleich zu früher empfand ich die Stadt als moderne, junge und pulsierende Kulturmetropole. Oft besuchte ich bestimmte Lokationen ein paarmal oder wartete lange, bis sich das für meine Vorstellungen richtige Licht einstellte, um dann im richtigen Moment abzudrücken.

Auch das Fotografieren bei Nacht mit oder ohne Stativ reizte mich und so entstand eine Serie von „Unschärfebildern“ über Linz.

Parallel zu den Fotoarbeiten entstanden im Atelier meine Ölbilder. Ich hatte mir von zu Hause viel Material mitgenommen und konnte gleich loslegen. Inspiriert von den Fotos ging ich an die Verarbeitung der gesammelten Eindrücke, spürte Gesehenem nach, veränderte es oder erfand Neues. Immer wieder war es das Wasser, das mich beschäftigte, sicher bedingt auch durch meine ständige Begleiterin, der Donau. Ich bewegte mich zwischen den Farben des Kalkgesteins der Berge und den zarten Tönen des Frühlings, malte, was ich noch nie tat, blühende Bäume oder übermalte auf Leinwand aufgezogene Fotografien von der Donau bei Nacht.

Bald musste ich erkennen, dass ich meine übliche Arbeitsweise, nämlich in Schichten zu malen, Darunterliegendes wieder freizulegen oder auszukratzen, aufgeben musste. Für diese Technik waren auch die zwei Monate zu kurz, die lange Trocknungszeit der Ölfarben ließ das nicht zu. Ich war gezwungen, Neues auszuprobieren, zu experimentieren, mich in eine andere Richtung zu entwickeln und malte vorwiegend nass in nass, eine Herausforderung und neue Erfahrung für mich. Ich arbeitete immer an mehreren Bildern gleichzeitig und so entstanden in diesen zwei Monaten acht mittelformatige Ölbilder, von denen aber nicht alle fertiggestellt wurden und die ich jetzt zu Hause zu Ende bringe.

Es waren sehr arbeitsintensive Wochen für mich, in welchen ich folgende Themenkreise fotografisch und malerisch bearbeitete:

1. Linz.by night
2. Linz.today
3. das Wasser der Kalkberge
4. am Stein
5. Donau.auen
6. die Stahlwerke
7. Hirschgeweih und Lederhose
8. auf der Suche nach dem Türkisgrün des Attersees
9. es ist nicht die Marille

Ad 7.

Diesen Themenkreis hatte ich so nicht geplant, er ergab sich aus der aktuellen Situation: Immer wieder wurde ich konfrontiert mit Traditionellem und fest sitzenden Erinnerungen, von konservativ-politischen Veranstaltungen über Bläsertreffen auf Almen bis zur regelmäßigen Durchquerung des Flohmarktes, wo ich auch ein sog. „Krickerl“ nebst anderen Utensilien des ländlichen Lebens erstand. Hier kam mein gespaltenes Verhältnis zur Pflege der alten Traditionen und zur typisch österreichischen Seele zum Durchbruch: Hier fast kindliche Freude am Vorhandensein von Altem gemischt mit Melancholie, da ein Abstandnehmen von gewissen Haltungen und eine kritische bis ironische Auseinandersetzung damit.

So war mein „heimspiel“ in gewissem Sinne auch ein Heimkommen, und wenn man nach zehn Jahren für längere Zeit wieder in der Heimat ist, sieht man sie mit anderen Augen und möchte auch etwas davon mitnehmen. Aber es bedeutete für mich auch ein wieder Gehen und ein Aufbruch zu Neuem, das Heimspiel hat irgendwann ein Ende und das ist gut so.

Vor der Abreise öffnete ich noch für einen Tag mein Atelier für alle Interessierten, es war ein schöner Tag für mich mit vielen Besuchern, darunter auch Frau Dr. Kleinknecht von der Kunstsammlung.

Mein Plan ist, dieses Projekt in Markdorf weiter zu verfolgen, von den zahllosen Fotografien weitere auszuwählen, die Ölbilder durch zusätzliche Arbeiten zu ergänzen und im nächsten Jahr mein „heimspiel“ auch hier am Bodensee in einer Ausstellung zu zeigen.

Nochmals vielen Dank an alle, die mir diesen Arbeitsaufenthalt ermöglicht haben.

Auf den folgenden Seiten eine Auswahl meiner im Salzamt entstandenen Ölbilder.

Barbara Knoglinger-Janoth, Markdorf, 19. Juli 2012

Fotos: Barbara Knoglinger-Janoth