Philippe Gerlach im Frisiersalon
The Galaxy Sketches (2022)
Ich hatte seit Beginn meines Interesses für Photographie eigentlich von Anfang an immer eine sehr rege Schnappschusspraxis, die, wie ich mittlerweile meine zu verstehen, ein wohltuendes Ventil für gewisse ADHS-ähnliche Trigger waren:
Lichtreflexe, repetetive Muster, Störungen in selbigen, Alltagsinstallationen, die sich in ihrer Randomness aus dem Chaos und dem Zusammenspiel verschiedener Lebensrealitäten ergeben.
Leider hat sich diese Praxis, die anfangs von mir mit kleinen Analogapparaten gefüttert wurde, fast gänzlich (wie bei vielen Leuten) in etwas verschoben, was Paul B. Preciado als “…semioinformatic roboticization of subjectivity production techniques” beschreibt. Zu unmittelbar ist das Feedback der Handykamera, das Belohnungsgefühl perfektioniert in der Kombination mit den Likes einer halbanonymen Gefolgschaft.
Ein Gefühl, das einem beim “einsamen” Durchsehen der Kontaktbögen und Negative zu fehlen beginnt. Außerdem waren die gelungenen Schnappschüsse immer ein bisschen wie Schummeln, weil immer nur eine semi-bewusste Reaktion auf Etwas. Ein glücklicher Reflex. Durch das Posten von “Stories” wurde dieses Wertigkeitsproblem gemildert, ein Experiment/ein Sketch, das Schamgefühl durch einen steten Fluss an Herzchen abgemildert. Egal wo es gespeichert wird und wofür es verwendet wird, Hauptsache die eigene Existenz kurz manifestiert.
Ich habe mich nochmal auf diese Momente zurückbesonnen und die Stories der letzten zwei Jahre (2020-22) durchforstet. Es hat fühlte sich ein bisschen so an, als würde man der Maschine diese Momente wieder entreissen. Durch die längere Auseinandersetzung und die Transformation in den Print werden diese wieder mit eigener Persönlichkeit gefüllt.