Christoph Mayer – Artist in Residence

 

…Christoph Mayer – die wichtigsten Meilensteine…

An einem Ort aufzuwachsen, der eine ganz andere Identität hat, als die er vorgab.

Körperliche und mentale Erfahrungen bei extremen Performances, Expeditionen und Experimenten in der Natur.

Die Auseinandersetzung mit inneren Gedanken und Entscheidungsprozessen von Menschen.

Die Verbindung dieser Erfahrungen führten zu Audio- / Rauminstallationen in denen Besucher*innen in ihrer Körperlichkeit, Raum und Gedanken in einem Erlebnis verbunden werden.

 

…welche Projekte sind für ihn besonders wichtig…

Eine Performance: Drei Tage und Nächte stehen auf einer Säule – einem Holzpfeiler, den wir in die Erde der Einkaufsstraße zwischen Stephansdom und Wiener Oper eingesetzt haben. Das führte zu einer elementaren Erfahrung.
Ich hatte die Vision, den Erfahrungsraum als Performancekünstler in Form von Räumen in den Besucher*innen hineintreten können zu öffnen. Das hatte seinen Beginn in meiner Ausstellung „why is it called Paradise” in der SECESSION Wien.

Im AUDIOWEG GUSEN geht man durch die Landschaft meiner Kindheit, jetzt ein ganz normales Wohngebiet, früher ein Konzentrationslager in der Größe von Mauthausen. Über das Hören der Stimmen von Menschen, die diesen Ort erlebt haben, können die Besucher*innen in die Dimensionen dieses Ortes eintauchen. Sie durchwandern ohne Markierungen oder Pläne, nur von Stimmen geführt, diese Landschaft. Wie eine Akupunkturnadel können sie sich mit diesem Ort verbinden und die Geschichten mit ihren Augen in die Landschaft projizieren. http://www.audioweg.gusen.org/

Charakteristische Orte an denen ich großteils permanente Projekte umsetzen konnte, waren essentielle Räume der Auseinandersetzung für mich. Zum Beispiel das FRAUENGEFÄNGNIS Berlin, die gotischen KIRCHE St. Radegund, in der Franz Jägerstätter seine Entscheidung, nicht in den Krieg zu ziehen, getroffen hatte, eine FABRIK – das Museum Arbeitswelt in Steyr, eine PSYCHIATRIE in der ich ein Museum gebaut habe.
www.barnimstrasse.de
www.ort-jenseits-der-strasse.de

Für das Projekt AUDIOWEG IN EINEN HANDLUNGSRAUM konnte ich mit dem Material einer wissenschaftlichen Studie arbeiten, die Harald Welzer mit seiner Stiftung FUTURZWEI durchgeführt hat. Besucher*innen betreten eine leere Halle in der Akademie der Künste, Berlin und verbinden ihren Körper beim Laufen durch die Halle mit ihren Möglichkeiten der Imagination von Handlungs- und Zukunftsräumen.

Und jetzt bei dem aktuellsten Projekt sind STEINE physisches Gegenüber in einem Gespräch über Zukunft…

Viele der Arbeiten werden mit künstlerischen Partnern, oft mit Andreas Hagelüken realisiert.

 

…Produktion einer komplexen Raum-Audioinstallation im OÖ Kulturquartier…
Christoph Mayer über die Pläne für die Residency und die realisierten Arbeiten für die Ausstellung „Wunderkammer Oberösterreich: Bunte Steine – was bleibt“ (bis zum 28. März im OK).

Andreas und ich konnten durch die Residency für die Ausstellung „Bunte Steine – was bleibt“ wochenlang in einer super Kombination von Atelier und Ausstellungsraum in Linz komponieren, mischen, schneiden.  Die wunderbare Arbeits- und Wohnmöglichkeit hat uns ermöglicht, hervorragend zu arbeiten: An der Verbindung von Interviewkompositionen mit der Situation im Raum, den Steinen dort, die jetzt auch für die Besucher*inenn erlebbar ist.

„Bunte Steine – was bleibt“ springt mit der Erinnerung an Adalbert Stifters Erzählungen in die Zukunft. Die Besucher*innen bewegen sich durch eine steinerne Landschaft; Audiospuren führen sie in eine Welt zwischen der Wahrnehmung der Steine, sich selbst, im Werden und Sein, und der Sicht aus der Zukunft zurück auf unsere Gegenwart.

 

Was war und was wird mit der Welt geschehen sein?

Ausgangsmaterial für die Audiokomposition sind eigens geführte Interviews, in denen Menschen mit Steinen gesprochen haben: darunter Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, Astronaut Claude Nicollier, Jäger*innen und Sammler*innen aus der Kalahari, Sozialpsychologe Harald Welzer, ein Genforscher und Biotechnologe der Charité Berlin, Prähistorikerin Jutta Leskovar, eine Klimaaktivistin, Expert*innen für Wirtschaft, Nachhaltigkeit oder künstliche Intelligenz.

In einer intensiven Montagearbeit wurde aus diesem Material ein Gewebe von Sentenzen komponiert, offen und fragmentarisch gestaltet, der Grammatik und Matrix von Gedanken und Träumen nachgehend. Den Besucher*innen wird ermöglicht, in die Köpfe anderer einzutauchen und sich auf eine Gedankenwelt einzulassen, die auch die eigenen Gefühle und Überlegungen einzuspinnen vermag. Teil der Montage sind zudem Klänge, die aus den Steinen selbst aufgenommen worden sind. Der eigene Körper tritt in einen Gedankenraum ein und findet unterschiedliche Gegenüber – in den Steinen wie in den mit ihnen verbundenen Stimmen.

 

…hat Christoph Mayer Erfahrungen mit Residencies…

Ich lebe mit Clava Grimm und unseren vier gemeinsamen Kindern in Berlin. Welche Residencies gab es, die einen Künstler mit mehreren Kindern aufnehmen und diese so betreut sind, dass künstlerische Arbeiten möglich ist? Residencies in dem Sinne, dass man an einen Ort geht, um dort langsam den künstlerischen Weg weiter zu entwickeln, konnte ich bis deshalb nicht machen. Nur bei der Umsetzung von konkreten Projekten habe ich über längere Zeiträume an diesen Orten gelebt, weil die Nähe dazu für die Arbeit ganz wichtig war. Die Kinder sind jetzt etwas größer und es entsteht mehr Freiheit für mich zu Reisen. Vielleicht entwickeln sich auch in den Residency Programmen mehr Möglichkeiten für Künstler und Künstlerinnen, die Kinder großziehen. Das fände ich ein interessantes Feld, da etwas zu entwickeln.