Marie Jaksch – Artist in Residence

 

Ihre performativen und installativen Arbeiten setzen sich mit politischen und gesellschaftlichen Themen auseinander. Sie reichen von raumübergreifenden Installationen mit performativen Soundelementen und Videoskulpturen bis hin zu immersiven Live-Momenten. Die performativen Strategien stehen dabei zumeist im Kontext einer installativen Gesamtkomposition. Die Künstlerin bewegt sich damit an der Grenze von bildnerischen Räumen und Details, zwischen Sound und Sprache, Bewegtbild und Live-Beobachtungen, wobei sie den inhaltlichen und konzeptionellen Fokus stets auf soziokulturelle Fragestellungen richtet. Ihre Arbeiten sind also vor allem das Ergebnis einer langen theoretischen Auseinandersetzung mit den jeweiligen Diskursen und Themenfeldern.

Seit 2017 studiert sie an der Akademie der bildenden Künste München digitale und zeitbasierte Medien in der Klasse von Professor Julian Rosefeldt und Philip Gröning. Nach ihrem Studium an der Universität der Künste Berlin (Diplomkostümbildnerin mit Auszeichnung) arbeitete sie als Bühnen- und Kostümbildnerin für zahlreiche Kunstfilm- und Theaterproduktionen u.a. Kampnagel Hamburg, arte, Volkstheater, Schauburg, schwere Reiter, Pathos München. Im Atelierhaus Salzamt Linz ist sie durch ein Stipendium des Europäischen Künstlerhaus Oberbayern.

Im Zuge der Maßnahme gegen die Verbreitung von Covid 19 war und ist das Kontaktverbot eine der zentralen Maßnahmen. Nähe wird plötzlich grundsätzlich als bedrohlich empfunden, als etwas, das es auf ein Minimum zu reduzieren gilt. Ist dieser Zustand neu oder die Zuspitzung eines Phänomens, das unser Verhältnis zu Berührung seit jeher bestimmt? Dass Berührungen aus dem öffentlichen Raum verdrängt werden, macht es umso notwendiger, sich mit ihnen zu befassen.

 

Berührungen

Marie Jaksch will in der Residency mitten im zweiten Lockdown das paradoxe Spannungsfeld von Berührendem und Berührten, in dem sie den Fetischcharakter von Berührungen mitreflektiert und den Fokus auf das Prozesshafte legt, untersuchen. Wann bleiben Berührungen flüchtig und “unsichtbar”, wann hinterlassen sie (sichtbare) Spuren, bilden Narben? Sie will sich mit den verschiedenen Aspekten und Dimensionen von Berührungen, aber auch mit den Auswirkungen und Folgen körperlicher Verkehrtheit auseinandersetzen. Dabei experimentiert sie mit verschiedenen Materialien, Formen, aber auch mit Sound und Sprache.
Seit 2019 beschäftigt sich Marie Jaksch mit dem Thema Berührung bzw. mit der immer berührungsloser werdenden Gesellschaft. Sie fragte in der Arbeit “Ultratouch oder basale Stimulation” (Sound- und Videoinstallation/Performance) nach den Potentialen und Konsequenzen einer virtuellen Berührbarkeit: Was bedeutet es für die Zwischenleiblichkeit, wenn Rührung und Berührung abstrahiert, synthetisiert und digitalisiert werden? Werden sie dadurch zerstört und abgeschafft? Wird sie dadurch zum Konsum- oder Gemeingut? Kann virtuelle Anwesenheit die zwischenleibliche ersetzen?

 

“Natur” und “natürlich”

Des Weiteren beschäftigt sich Marie Jaksch im Atelierhaus Salzamt Linz mit den Begriffen “Natur” und “natürlich” in Abgrenzung zu jedweder Form der Künstlichkeit und Produziertheit. Aber allein die Existenz des Wortes “Naturprodukt” offenbart das paradoxe Spannungsfeld, das zwischen diesen beiden Polen herrscht, die oft verleugnete Schnittmenge inmitten dieser angeblichen Dichotomie. Es soll die Natürlichkeit eines Produktes unterstreichen, offenbart aber zugleich, die Produziertheit von Natur. Wir überlisten und manipulieren Natur und sind doch abhängig von ihr. Doch die Natur überdauert uns und fragt nicht nach uns. Sie ist ohne uns. Zu diesem Themenfeld wird sie im Februar 2021 eine Arbeit bei der Gruppenausstellung im Schafhof – Europäisches Künstlerhaus Oberbayern zeigen.

 

Kunstfilmprojekt “Musarion”

2019/2020 entstand das Kunstfilmprojekt “Musarion” im Künstler*innen Kollektiv mit Julian Raus, Mara Pollak, Vincent Hannwacker, Dominik Bais und Marie Jaksch, gefördert u.a. durch die Christoph Martin Wieland Stiftung Biberach.
“Musarion” ist die Adaption der gleichnamigen Verserzählung von Christoph Martin Wieland aus dem 18. Jahrhundert. Sie überträgt die Liebesgeschichte zwischen Dogma, Fanatismus und Liebe in die heutige Zeit. Der Kunstfilm handelt vom Ringen um eine aufgeklärte Form der Liebe, die philosophischen bzw. politischen Fanatismus bezwingen kann und somit essenziell für künftige Gesellschaftsentwürfe erscheint. “Musarion” hat viele moderne Motive und Bezüge zur heutigen Gesellschaft.

 

http://www.mariejaksch.com

 

https://www.instagram.com/mariejaksch/