Gesine Grundmann – Artist in Residence

 

Gesine Grundmann blickt auf die Zeit der Residency in diesem Sommer zurück…

Für die Residency hatte ich bereits eine Arbeit im Außenraum angedacht.
Welche Arbeit und wo wusste ich aber noch nicht. Als konzeptuelle Bildhauerin hege ich mit Deleuze eine gewisse Begeisterung für das Außen. Die Vorstellung ist das, was wir schon kennen, durch das Außen kommt immer etwas Neues hinzu.

Die ersten zwei Wochen habe ich Linz und Umgebung zu Fuß und mit dem Fahrrad erkundet. Durch diese Streifzüge aber auch durch Gespräche mit Ansprechpartner*innen und Kollegen vor Ort kristallisierte sich allmählich das Vorhaben ein „Beton-Ei“ am Donaustrand am Winterhafen zu platzieren. Die Schablone zum Drehen des ‚Beton’-Eies hatte ich mir mitgebracht für den Fall, dass ich die bereits angedachte Außenversion einer schon realisierten Innenversion in Linz ausarbeiten wollen würde.

Den Donaustrand habe ich wegen seiner Klarheit (bez. der weitgehenden Abwesenheit von Stadtmobiliar) und seiner friedlichen Atmosphäre (und auch seiner Besucher) gewählt. Sozusagen in skulpturaler Verlängerung zum Forum Metall, dessen Arbeiten dauerhaft und in ähnlichen Abständen zueinander installiert sind, wollte ich hier das temporäre Ei in die landschaftliche Situation schmiegen.

Um die Oberfläche zu verdichten, aber auch um dem Ei eine synchrone Ambivalenz zu verschaffen habe ich es in ein Kunststoffnetz eingesponnen, das einem Boots-Bojen- oder einem Orangennetz ähnlich ist. Das Netz hatte ich von Anfang an mitgedacht.

Die andere Arbeit befand sich ca. zweieinhalb Kilometer flussaufwärts. Die Donau verband kurzzeitig die beiden Arbeiten real (vom. Das Transparent/ Banner/ die Zeichnung „GEN UGG EKR IEGT“ zerlegt die beiden Wörter (genug gekriegt) in vier Zeilen, entstanden durch Auslassungen innerhalb eines schwarzen Körpers der fast an die Ränder der Bauzaunplane/des Bildträgers stößt und vielleicht etwas Bedrohliches / Ungestümes hat.

Die Zeichnung „GEN UGG EKR IEGT“ (ca. DIN A2) gab es bereits ein paar Wochen. An unterschiedlichen Tagen wird sie wiederholt. Das Anliegen sie auf einer mitgebrachten Bauzaunfolie in den Außenraum zu tragen entstand erst mit der Arbeit am Ei. Ich wollte die besondere Lage des Ateliers nutzen, um den auf der Donau Vorbeifahrenden eine Nachricht zu senden.

 

Durch die Verwendung unterschiedlicher Techniken entsteht für mich eine Intensität, durch den Wechsel unterschiedlicher Verfahren bleibt mir der Ereignischarakter des Arbeitens erhalten…

In meiner Arbeit gibt es unterschiedliche Werkgruppen und Stränge, im weiteren sowie im engeren Sinne.

Mit Textarbeiten habe ich schon während meines Studiums begonnen. Oft gibt es bei denen eine Diskrepanz zwischen nüchterner Typografie und berührender oder nicht eindeutiger Inhaltlichkeit. Die Textarbeiten tauchen immer wieder auf, wurden größer und waren zunehmend für den öffentlichen Raum bestimmt.

Mit dem Auftauchen der Eier verhält es sich ähnlich; manchmal im plastischen Prozess geformt, manchmal als getrocknete Hühnereier auf einer durch einen Motor bewegten, wackelnden Steinplatte oder als elektrifiziertes Emu-Ei innerhalb von Messingkettennetzen. Das in Linz ausgesetzte Ei ist das erste Ei für den Außenraum und quasi das Modell für eine zweiteilige Arbeit zu der noch ein schräger Laternenkäfig gehört.

Die Entscheidung für ein bestimmtes Medium, eine bestimmte Form erfolgt immer auf formal-inhaltlicher Ebene. Intuitiv springe ich auf Situationen, Materialien und Dinge an, die für mich eine Intensität erzeugen und deren Qualitäten ich in meiner Arbeit nutzen möchte.

Jede Situation erlaubt dann jeweils unterschiedliche Arten des Agierens und schließt somit anderes aus. Manchmal gibt es aber auch Dinge/Verfahren, die ich ohnehin ausprobieren möchte und die dann für mich in eine Umgebung besonders gut passen. Mitunter bevorzuge ich unorthodoxe Vorgehensweisen als Recherche und Experiment.

Ich mag in diesem Zusammenhang das deutsche Wort Dichtung – verdichten, mit wenigen Worten viel sagen. Durch die Verwendung unterschiedlicher Techniken möchte ich mein Repertoire visueller Erfahrungen erweitern, um möglichst immer neu Atmosphäre und Wirklichkeit sowohl zu evozieren als auch zu unterlaufen. Um die Aura vertrauter Bilder aus unserer Erinnerung zu erzeugen, arbeite ich auch mit dem Potential von Farbtönen und dem Modus der Präsentation.

Um gut arbeiten zu können, meint Gesine Grundmann, brauche ich einen Ort an dem ich mich nicht gestört fühle, ein Vorhaben, die dazu notwendigen Ressourcen, Zeit und manchmal auch einen Termin an dem es fertig sein soll.

Streunen, Tatsächliches oder Imaginäres, der Übergang von Energie zu Materie und umgekehrt, Verdichtungen, Strukturen, Artefakte sind die Quellen meiner Inspiration.

 

Gesine Grundmann über ihre Pläne für die Zeit nach der Residency im Atelierhaus Salzamt…

Im Anschluss an den Aufenthalt im Salzamt war ich in Italien, um die Biennale in Venedig zu sehen, Material zu sammeln und Urlaub zu machen.

Danach waren einige Konzerte unserer Band (120den) in unterschiedlichen Städten programmiert.

Wir sind vier Frauen die auf modifizierten Schaufensterpuppenbeinen spielen, d.h. wir bauen die Komponenten der Instrumente in die Beine, die wir uns dann an Gitarrengurten umhängen.

Im Anschluss daran werde ich mich freuen an einer in Linz begonnenen Arbeit weiterzuarbeiten sowie zwei weitere Arbeiten, die ich in Linz weiterdenken konnte fertigzustellen.

Außerdem gibt es noch eine weitere Außenarbeit, die fertig werden muss, weitere Projekte warten…

 

Gesine Grundmann /