Susanna Flock – Artist in Residence

Copyright Susanna Flock

Susanna Flock ist während der Vorbereitung ihrer Ausstellung „how to turn a man into a melon“
im
bb15 – Raum für Gegenwartskunst, Hafnerstraße 4, Artist in Residence im Atelierhaus Salzamt.

 

Ausstellungseröffnung: Dienstag 20. Oktober, 19 Uhr
Aktuelle Infos unter https://bb15.at/

von der fundamentalen Bedeutung eines Platzhalters
zu den Arbeiten von Susanna Flock in der aktuellen Ausstellung des bb15


„I don‘t exist yet“
befasst sich mit Stand-Ins (Platzhalter-Formen) von computeranimierten Charakteren (CGI). Sie wurden für die Trickkisten des Kinos geschaffen, um visuelle Effekte zu generieren…unbelebte Stellvertreter, die erst in digitaler Überarbeitung zu Subjekten werden. Spricht eine Schauspieler*in beispielsweise mit einem Fabelwesen, stört das die Sehgewohnheiten nicht, entzieht man der Märchenfigur jedoch ihre digitale Textur, bleibt ein grünes unförmiges Objekt zurück, das, so entzaubert, als Visavis verstört. Vorerst für die Betrachter*innen unsichtbar erwachen die computeranimierten Charaktere erst durch rechnerisch-simulierte Texturen zum Leben.

Für das Projekt wurden „potenzielle“ Platzhalterobjekte, die formal an die erwähnten Greenscreen-Platzhalter angelehnt sind, entworfen. Sie wurden in verschiedenen Umgebungen inszeniert. Sie werden zu HauptdarstellerInnen.

Als zentrales Motiv leuchtet Susanna Flock hinter das Geisterkostüm von CGI, also hinter jene Fassade, die nahezu unendliche Möglichkeiten der Visualisierungen von Gedanken und Fiktionen schafft und abseits der Einschränkungen physikalischer Gesetze existiert. Die unsichtbaren Konstruktionen digitaler Effekte werden seziert, um den Körper des scheinbar Körperlosen greifbar zu machen.

Der Titel „I don’t exist yet“ spielt auf eine angenommene CGI-Figur an, die noch nicht mit Textur versehen, also ungerendert ist und in Form von Untertiteln durch die Arbeit führt.

Die Szenen mit den Platzhalterobjekten werden ergänzt mit Szenen, die sich assoziativ mit Themen zwischen Virtuellem und Physischem, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit befassen. In gewisser Weise haben CGI-Charaktere keinen physischen Referenten, denn die Platzhalter sind nur Stellvertreter, um der 3D-Programmierung Orientierung zu geben und den Schauspielern etwas Greifbares zum Arbeiten zu geben. Daher ähneln CGI-Kreaturen Phantomen, wobei die Stand-ins ihr materieller Anker sind. Am Beispiel der computeranimierten Charaktere sollen so Bildoberflächen dekonstruiert und die “Entkörperung” in technisch-virtuelle Welten thematisiert werden.


analog – digital – analog

Die Arbeit „Dough“ durchläuft mehrere Transformationsprozesse vom Analogen ins Digitale und wieder zurück. Anfänglich werden Digitalfotografien von Teigstücken angefertigt. Das natürliche Material des Teigs selbst, als Gemisch aus Mehl und Wasser, entsteht nur unter der Einwirkung von mechanischer Energie.

Dieser physische Prozess wurde über digitale Bildbearbeitungstools weitergeführt.

Die Teigmotive werden durch virtuelle Bewegungen mit dem Cursor verzerrt, geknetet und modelliert. Abschließend wird der digital geformte Teig wieder in die analoge Fotografie zurückgeführt. Dazu wird das lichtempfindliche Fotopapier direkt auf den Computermonitor gelegt und der Monitor ein- und ausgeschaltet. Der Computer überträgt somit seinen digitalen Abdruck mittels chemischer Reaktion auf das Papier.

Dough, 2018, 40 x 30 cm, Fotogramme des Laptopbildschirms auf Silbergelatine Schwarz-Weiß-Fotopapier